Der Zahn der Zeit – losgelöst
Oktober 22, 2018 in Derzeit auf Siebenwind, Events & Hintergründe
Nach wie vor flirrt immer wieder Asche von der grauen Wolkendecke auf das Eiland herab und setzten dieses in trübes Licht. Zwar sorgt der Bellumswind dafür, dass er sich nicht überall wie ein Teppich fest setzt, doch sobald sich Regentropfen darunter mischen, bleibt ein zäher, grauer Matsch zurück.
Der ausgebrochene Vulkan am Splitterfelsen entleert weiterhin in kontinuierlich fließenden Bächen seine Magmakammern und erweitert so das nahe Umfeld mit der Zeit um einige, oberflächlich gelegene Landstriche, die nur mit viel Zeit ordentlich auskühlen und sich als betretbar erweisen.
Die Luft ist kühl von der anhaltenden, fehlenden Felawärme und schmeckt schal mit einer Mischung aus Kohle und abgestandenem Atem; verleiht der gesamten Atmosphäre ein bedrückendes, unsauberes Gefühl.
Dazu kommt, dass der Bodengrund nach wie vor rumort.
Etwas Eigenartiges scheint in Gange.
Die Gewässer rings um die Insel sind seit dem Ausbruch sehr unruhig, schlagen hohe Wellen und die Brandung tost lautstark gegen die umliegenden Felsen der Küste. Eine unruhige, wilde See, wovon auch in den vorangeganenen Wochen die Seefahrer, welche sich auf die lange Reise nach Siebenwind begaben, munkelten.
Die letzten Tage liesen die Insel nur mäßig zur Ruhe kommen..
Dann, ein dumpfes Geräusch zu euren Füßen. Erneut wie ein Hammerschlag in weiter Ferne. Kurz darauf folgend ein eher knarzend, krachendes Geräusch. Auch dieses klingt abgedämpft und von viel Erdreich umhüllt. Man vermag es anfangs nicht recht zuzuordnen. Ein erneutes Beben wie schon in den letzten Tagen? Ein weiterer Ausbruch der bevor steht?
Wer den Blick zum Splitterfelsen lenkt wird erkennen, dass die Lavafontänen nun durchaus höher steigen, doch keine explosionsartige Entladung schallt euch grollend entgegen.
Dennoch gerät das Erdreich ins Rütteln. Geschirr und Werkzeug, das in den Schubläden und Regalen scheppert. Kronleuchter wanken bedenklich hin und her und das Bedürfnis draußen, oder unter Gegenständen wie Tische und Bänken Schutz zu suchen wird den ein oder anderen überkommen.
Heerscharen von Vögeln setzten sich nahezu zeitgleich in Bewegung und die unzähligen Flügelschläge heben sie mit schimpfend zwischternden und krächzenden Geräuschen in die Höhe. Die Tiere des Waldes rennen aufgescheucht durch die Büsche und mit einemal geht ein ordentlicher Ruck durch den Boden, der einen jeden Stehenden von den Füßen holt.
Der Boden rüttelt nun um so mehr und es scheint fast so, als setze sich die Insel in ihrer Gesamtheit in Bewegung. Das Meer im Osten schäumt auf, als sich Gesteinsmassen vorwärts arbeiten. Langsam, doch allein die Wucht und Kraft die dahinter steht, die lange sichernden Gesteine in ihren Grundfesten zu erschüttetn, werden zunächst nicht zu ermessen sein.
Geröll löst sich in den Bergen, Wege werden verschüttet und das Glühen an dem Vulkangipfel verstärkt sich noch einmal mehr.
Gerätschaften die auf Tischen liegen, Teller in den Regalen.. Alles was von West nach Ost gerichtet ist, wird klappernd und scheppernd aus seinem Halt gelöst. Ein Anzeichen dafür, dass die Insel sich minimal hebt, um kurz darauf wieder ab zu senken. Hohe Wellen schlagen nun auch im Westen auf.
Hoch oben in der Akademie bekommt man von den unruhigen Zeiten auf der Insel kaum etwas mit. Doch bemerkt ausnahmslos jeder, dass die Heimat durchaus von der Stelle gerückt ist. Langsam und kontinuierlich, durchgehend begleitet von einem erschütterndem Beben. Wie wenn Geröll über Geröll rutscht.
So manche Mine füllt sich in den weit nach unten führenden Stollen mit Wasser auf, dass durch das in den Tiefen gebrochene Gestein sickert.
Nach wie vor arbeitet sich Schritt für Schritt die Insel durch das umliegende Gewässer. Die Lavaströme scheinen zu versiegen. Es ist definitiv kein rasches Fortbewegen, doch offenkundig haben die tektonischen Unruhen dafür gesorgt, dass die Insel ihren fixierten Halt verloren hat. Innerhalb eines Tageslaufs könnte man die Entfernung auf gut eine Seemeile zu schätzen wissen. Die Akademie in den Höhen wird über kurz oder lang gewiss ihren Anschluss verlieren, sofern keine Gegenmanahmen ergriffen werden.
Das Beben und die Erschütterungen auf der Insel werden sich in den nächsten Tagen beruhigen. Schäden an den Gebäuden, in Bingen und in der Natur machen sich durch Risse, geölste Ziegel und Bodenverwerfungen bemerkbar. Nach wie vor rumpelt und bebt das Eiland Siebenwind, als es sich vom festigendem Gestein in den Untiefen losgelöst, getrieben von der Strömung, durch die Meere bewegt. Noch schabt Fels ber Fels, doch ebbt das Beben kontinuierlich innerhalb der nächsten 2 Tage ab.