Hell loderte das Feuer in der Esse auf, als der massige Nortrave mit dem Schürhaken die Kohlen mit Luft versorgte. Während er darauf wartete, daß die eingelegten Goldbarren weich und formbar wurden, polierte er den nebenstehenden Amboß auf Hochglanz. Eine junge Frau stand daneben und wartete scheinbar auf Anweisungen. Mit einem knappen Nicken drückte er ihr eine feine Zange in die rechte Hand, dann streifte er sich das graue Barett vom Kopf und legte es auf dem nebenstehenden Tisch ab. Er schaut sich in der Werkstatt um und brummelte zufrieden. Fackeln versuchten die Wände des Kellers zu erhellen und spiegelten sich in den zahlreichen Kolben, Schüsseln und Gerätschaften. Er legte seinen Werkzeuggurt an und griff sich noch einen groben Schmiedehammer, den er ebenfalls auf den Tisch legte. Leises blubbern gesellte sich zum zischen und fauchen der Luft in der Esse. Der Nortrave griff mit einer feinen Zange den weichen hell glühenden Goldbarren heraus und beförderte ihn mit ein Schwung auf den Amboß, neben dem die junge Frau immer noch wartete, die Zange erwartungsvoll in der Hand. Er griff den Schmiedehammer und ließ ihn mit harten, gezielten Schlägen auf den kleinen Barren herniedersausen. Feiner Schweiß lief ihm über das Gesicht in seinen Bart, während er zwischen jedem Schlag, den er mit der rechten führte, mit der Zange in seiner linken den Goldbarren ein wenig weiterdrehte. Die glockenhellen Schläge füllten den Raum und der Barren veränderte beständig seine Form. Eine immer dünnere, längere Stange bildete sich heraus. Langsam wurde das glühen des Werkstückes dunkler und bevor es zu erkalten drohte, warf er es mit der Zange wieder zurück in die fauchende Glut der Esse. Wenig später, die Farbe des Goldes war in ein helles Felastrahlen übergegangen beförderte er die weiche, jetzt längliche Masse zurück auf den Amboß, deutete der Frau an, das eine Ende zu greifen und nahm sich das andere. Dann hoben sie das Werkstück in die Luft und er begann gleichzeitig zu ziehen und zu drehen. Beide schnauften unter der Anstrengung, ließen aber nicht nach. Unter dem gemeinsamen Druck gab das Metall dann schließlich nach und ließ sich in einen Faden auseinanderziehen und verdrillen. Die Zange drehend und drehend trat der grauhaarige Nortrave dann langsam in kleinen Schritten zurück, bis sie schließlich einen heißen, flexiblen Goldfaden von gut zwei Schritt Länge bei nicht einem halben Daumennagellänge an Dicke zwischen ihnen gespannt hatten. Nun mußte alles sehr schnell gehen… Er griff sich aus seinem Gurt eine zweite Zange und griff mit dieser die Mitte des Goldfadens. Dann trat er, den Faden permanent in Schlaufen und Achten über sich selbst werfend und verdrillend an den Amboß heran. Die dritte Zange aus der Hand der Frau nehmend, warf er das Band weiter in kleinen komplizierten Schleifen übereinander und drehte abwechselnd an allen Zangen, sodass es beständig kürzer wurde und ein flaches Band mit kompliziertem Muster aus Faden und Hohlräumen von etwa zwei Daumendicken Breite und schließlich nur etwa zwei Handbreiten Spanne wurde. Dieses Band legte er dann auf den Holztisch und setzte sich davor auf einen Hocker. Während ihm die junge Frau fasziniert über die Schulter schaute, setzte er in regelmäßigen Abständen kleine Bernsteine in das noch leicht warme Metall ein, indem er sie schlicht in kleinen Hohlräumen verkeilte. Die Augen zusammenkneifend bog er dann mit vorsichtiger Hand das fast erkaltete Kollierband in eine sachte Rundung, sodaß es für die Vorderseite eines Halses passend seie. An beide Enden des Bandes hängte er schließlich je eine kleine Goldkette an, deren Enden sich in einer kleinen Schließe, deren Gestalt die von zwei sich gegenseitig beißenden Drachenköpfen inne hatte. Zufrieden brummelnd schaute er auf das Stück hernieder, strich noch einmal mit den Fingern über das komplizierte Goldband und ließ die Halskette dann in einen kleinen Beutel gleiten.
– Aus den Aufzeichnungen Sigmar Hurtigers.
Allgemeines
Die nortravischen Kesselflicker, oder Feinschmiede, wie sie sich selbst nennen, bilden einen seltenen und gefragten Stand in der Reihe der nortravischen Handwerker. Sie versorgen die Dorfgemeinschaft mit einer ganzen Reihe von Dingen des täglichen Bedarfes. Dabei ist die Bandbreite des Berufsbildes so breit angelegt, daß sich die meisten Feinschmiede auf einen Bereich, sei es die Werkzeugherstellung, die Schlüsselmacherei oder die Schmuckschmiede, spezialisieren. Die Meister dieses Faches genießen in der Gemeinschaft der Nortraven ein hohes Ansehen und ihre Meinung wird hoch geschätzt. Wie es bei den Nortraven üblich ist, strebt auch der Feinschmied nicht nach möglichst hohen Gewinnen und der Ansammlung edler Gewänder, sondern nach dem Wohle der Gemeinschaft.
Kleidung
Wie die meisten Nortraven zieht auch der Kesselflicker einen Kilt jeder Hose vor und wird auch ansonsten kein großes Aufhebens um seine Kleidung machen. Man hat schon so manchen nortravischen Handwerker im frühen Vitama barfüssig und -häuptig mit nichts als einem Kilt bekleidet an seiner Werkbank angetroffen.
Waffen
Wie alle Nortraven ist auch der Kesselflicker durchaus wehrhaft, wenn man ihm zu nahe tritt. Seine großen Kräfte, geformt am Schmiedehammer und eine große Geschicklichkeit in den Fingern lassen ihn mit fast allen Nahkampfwaffen gefährlich werden lassen, in die erste Schlachtreihe begibt er sich wohl aber nicht.