Eine Reise durch das Norland
Beginnen wollen wir unsere Reise durch das Norland im Süden, wo es durch seine natürliche Grenze, bestehend aus dem Abalonis- und dem Kraengebirge, von Khalandra getrennt wird. Betritt man nun das Norland durch den Orkpass, wird einem hier als erstes der höchste Berg des Kraengebirges auffallen. Der Skorryja thront mit seinen fast dreieinhalb Meilen majestätisch über dem Kreidegebirge, daher auch dessen Name. Kraen ist ein Begriff aus der alten Norischen Sprache und bedeutet Kreide. Wendet man nun seine Augen gen Westen, stößt man auf die Ausläufer des Abalonisgebirges. Weithin sichtbar die schneebedeckten Kuppen und Gletscher, die an ihren höchsten Punkten bis in die Wolken zu reichen scheinen. Aberdutzende glasklare Bäche und Rinnsale schlängeln sich durch die Wiesen und ergießen sich in den Blymanji, einen Ausläufer des Evlyn. Voll saftigem Grün sind hier noch die Windgraswiesen. Weiße Heide und unzählige weitere in allen Farben blühende Blumen und Kräuter erfreuen das Auge. An den westlichen Ufern des Blymanji erstreckt sich das schier unendliche Vylanjsmoor, das bis fast an die Ufer des Evlyns reicht.
Überschreiten wir nun den Evlyn, nicht unweit der kleinen Stadt Frekiksborg. Westlich von hier liegen die Fjorde und Buchten der Flüsse Lhana und Svartjanir. Der bekannteste Fjord dürfte der Iskel-Fjord sein, an dessen Ufern die gleichnamige Stadt entstand. Sehen wir uns einmal von den Ausläufern der Envendberge und dem Isjk aus um. Ab ist hier das Land fast eben. Glasklare Seen und Bäche durchziehen hier den sandigen Boden. Endlose Kiefern- und Fichtenwälder muss der Wanderer durchqueren, um von den Ufern der fast eisblauen Lhana an die Ufer des gräulich-trüben Svartjanir zu gelangen. Von hier aus sind am Horizont die ersten Gipfel des Wendskipgebirges zu sehen. Gut versteckt hinter den Kuppen der einzelnen, zwischen zwei und vier Meilen hohen Gipfel liegt direkt an der Nordmeer-Küste die Stadt Mittenwald. Doch wir wollen uns weiter nach Westen begeben. Von Frekiksborg aus folgen wir dem Verlauf des Evlyn, vorbei an dichten Tannenwäldern und bräunlich-grünen Wollgrasebenen, bis wir die Ausläufer des größten Gebirges im Norland erreichen. Vor uns liegt nun das Solvejmassiv.
Bereits hier ist der strahlend weiße Gipfel des mit fünf Meilen zweithöchsten Bergs des Norlands, des Dyjaar, weithin sichtbar. Dort, wo das Solvejmassiv und das Abalonisgebirge ineinander übergehen, folgen wir einem schmalen Pfad, der sich den Berghang hinaufschlängelt und erreichen schlussendlich den Hornpass, die einzige Möglichkeit, vom Landesinneren an die Limgosee zu gelangen. Wolkenverhangen liegt nun das Iskwindtal vor uns. Man nennt es auch die Kornkammer des Norlands, denn durch das Klima begünstigt liegen hier die fruchtbarsten Böden im ganzen Land. Ein stetiger Westwind treibt Meeresluft in den Talkessel, bis sie sich an den Bergen verfängt, Wolken bildet und als Regen hernieder geht. Wir machen uns nun an den Abstieg, bis wir das Tal und die Stadt Iskwind erreicht haben. Rund um Iskwind beherrschen goldgelbe Getreide-, Mais-, Kartoffel- und Gemüsefelder die Landschaft und Rinder grasen auf riesigen, tiefgrünen Weiden. Unzählige Höfe und Äcker ziehen vorbei, wandert man weiter gen Westen nach Fjellfimdur. Nun ist es nicht mehr weit, bis man die Küste der Limgodsee erreicht. An den seltenen klaren Tagen kann man von hier die Klippen der Limgodinseln sehen. Bis auf ein mittelgroßes Dorf in dem, Gerüchten zufolge, ein Piratenclan lebt, sind sie weitestgehend unbewohnt. Folgen wir weiter dem Solvejmassiv und dringen in den Norden des Landes vor. Die Landschaft wird nun karger und farbloser. Braungrüne Steppen und Nadelwälder säumen unseren Weg entlang des Gebirges.
Der letzte Berg des Solvej-Massivs ist zugleich der höchste des Norlandes. Wolkenverhangen ist der schneebedeckte Gipfel des sechseinhalb Meilen hohen Drakenzaahn nur zu erahnen. Eisiger Wind weht von der See herüber, während wir weiterziehen Richtung Eskandar, der Hauptstadt des Norlands. Erste Schneefelder bedecken das Land, die selbst im Sommer nicht vollständig abtauen. Grüne Pflanzen findet man hier nur noch sehr selten. Braungrüne, moosartige Gewächse bedecken die felsigen Ebenen, Nadelsträucher wachsen hier und da. Grünbläulich, fast türkis teilt der Ansgir das Land. An seinem östlichen Ufer, von der Stelle, an der der Ragskil in den Ansgir fließt, bis zu dessen Meeresmündung, erstrecken sich dichte Tannenwälder. Im Volksmund „Dornwälder“ genannt, sind sie namensgebend für die größte Hafenstadt des Norlands. Zieht man von Dornwald aus weiter nach Osten, erreicht man bald den Isssee und den umliegenden Wald, Eiswald genannt. So dicht stehen hier die Nadelbäume, dass nie ein Sonnenstrahl durch die Wipfel dringt. Der Waldboden ist hart gefroren und nie taut der Schnee hier ab.
Gräulich-weiß erheben sich die Gletscher des Skaad und die braun-grüne Tundralandschaft wandelt sich langsam in eine Schneewüste, der wir nun weiter in den Norden folgen. Entlang des Thulezugs kämpfen wir uns durch den Schnee. Denjenigen, die nicht an dieses Land gewohnt sind, ist ein Vorankommen fast unmöglich und eine Qual. Kaum ein Tag vergeht hier, an dem nicht dichtes Schneetreiben herrscht und schneidend eisiger Wind die Glieder lähmt. Schlussendlich erreichen wir Thule, die letzte Stadt auf dem Festland. Nur an wenigen Tagen im Jahr, wenn das Meer und die Küste nicht unter einer dicken Schicht aus Packeis begraben sind, kann man von hier aus mit dem Schiff die Überfahrt nach Winteröd wagen, der größten zum Norland gehörenden Insel, gelegen im ewigen Eis. Nur geübte und ortskundige Kapitäne kennen den Weg dorthin und wagen die Fahrt durch scharfkantige Eisschollen und an riesigen Eisbergen vorbei, um Arngold, den einzigsten Ort auf Winteröd, zu erreichen.
Städte und Siedlungen
Eskandar
Die Hauptstadt und zugleich größte Stadt des Norlands liegt direkt am Etjaan, einer seeähnlichen Bucht des Ansgir. Bereits von weitem sind die vier mit Drachenköpfen verzierten Türme der Hetmansfestung Garoaar zu sehen. Auf einer Anhöhe gelegen, ist sie ein für nortravische Verhältnisse prunkvoller Bau. Ihre Mauern wurden aus riesigen, geschliffenen Granitquadern gefertigt. Im Volksmund heißt es, selbst tausend Eistrolle könnten die Mauern nicht zum Einsturz bringen. Ringförmig umschlossen wird die Festung vom Marktplatz der Stadt, auf dem allerlei Händler an Ständen und von Wagen lautstark ihre Waren feilbieten. Ein Duftgemisch aus frischem und geräuchertem Fisch, Pökelfleisch, frischen Backwaren und Gewürzen steigt dem Besucher hier in die Nase. Am Rand säumen zwei- und dreigeschössige Häuser den Platz. Werkzeug-, Waffen- und Schmuckschmiede haben hier ihr Quartier bezogen. Dutzende Tavernen laden zu Speis und Trank ein, Gemischtwarenhändler türmen ihre Kisten mit allerlei Dingen des alltäglichen Bedarfs vor den Türen und Schneider fertigen Kunstvoll verzierte Lederrüstungen und fein gewebte Kleider. Sternförmig führen gepflasterte Wege in die Außenbezirke Eskandars zum Hafen, der sich über fast die gesamte Breite der Stadt erstreckt. Aus allen Ecken des Norlands und Tares kommen die Schiffe, die hier vor Anker gehen. Hafenarbeiter löschen fast pausenlos die Ladung: Getreide und Gemüse aus Iskwind und Fjellfimdur, Holz aus Iskel-Fjord und Karnbrigh, Felle, Fleisch, Fisch, Walknochen, Erze und Metall. Besitzer von Lagerhäusern am Hafen zählen zu den Wohlhabendsten in Eskandar. Der Hafen ist der größte Warenumschlagplatz des Norlands. Aus unzähligen kleinen und großen Werften sind Hammerschläge und unablässiges Sägen zu hören. Vom kleinen Fischerboot bis zum großen Dreimaster – wer auf der Suche nach einem Schiff ist, der wird hier schnell einen Handelspartner finden. Am Rand der Stadt verlieren sich die gepflasterten Wege und gehen über in matschig-morastige Pfade. Hastig hochgezogene ärmliche Hütten und Häuser Zeugen davon, dass aus allen Ecken des Norlands Leute nach Eskandar kommen, um hier ihr Glück zu machen und die Stadt stetig wachsen lassen. Dunkle, verrauchte Kaschemmen finden sich an fast jeder Ecke. Gesindel und leichte Mädchen warten hier auf „Beute“. So mancher Matrose fand sich hier schon nach durchzechter Nacht um einige Beulen reicher und um einige Zähne und Dukaten ärmer im Matsch wieder.
Sturmbach
Die zweitgrößte Stadt des Norlands, gelegen am Iswindfjord, ist Stützpunkt der nortravischen Kriegs- und Handelsflotte. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Schiffbau der Haupthandelszweig der Stadt ist. Viele der besten Bootsbauer des Norlands haben sich hier nieder gelassen, um ihrer Arbeit nachzugehen. Hier findet man auch die größte und bekannteste Werft des Landes, die Torbansonwerft. Armgard Torbanson legt hier immer noch höchstpersönlich mit Hand an, um eines der schnellen und wendigen Drachenboote fertig zu stellen. Auch viele Waffen- und Werkzeugschmiede haben sich hier niedergelassen, denn die Erzminen des Erijgva-Massivs zählen zu den ergiebigsten des Landes. Im Stadtkern liegen die Schmieden fast Tür an Tür. Überall ist das metallische Klirren der Hämmer und Ambosse zu hören. Einem Neuankömmling in Sturmbach mag es vorkommen, dass die Zahl der Schmieden nur noch von denen der Tavernen übertroffen wird. Durch so viel Produktivität ist es nicht verwunderlich, dass Sturmbach die am schnellsten wachsende Stadt des Landes ist. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie die Größe Eskandars erreicht hat. Eivar Svenson, der Dorfvorsteher Sturmbachs, zählt mittlerweile zu den einflussreichsten Männern des Norlands, ist enger Vertrauter des Hetmanns und Vorsitzender des Althings in Garooar. Trotz des rasanten Wachstums und der schon beachtlichen Größe hat sich Sturmbach immer noch den Charme des „kleinen Dorfes am Meer“ erhalten. Nur im Stadtkern und am Hafen sind zwei- oder mehrgeschossige Häuser zu finden. Zum Großteil besteht Sturmbach aus relativ flachen, reetgedeckten Holzhäusern. Sie werden in der Bauweise errichtet, die für das Norland typisch ist. Hierfür werden ganze Baumstämme übereinander geschichtet, mit langen Holznägeln verbunden und mit einer Mischung aus Lehm und Stroh abgedichtet. Eines der wenigen aus Stein gefertigten Häuser ist die relativ neue Festung Isolfur. Diese Festung wurde halb auf Land, halb im Wasser errichtet. Vom Seeweg aus wird sie von einem riesigen Tor geschützt, das bei Gefahr ins Wasser gelassen wird. Hinter ihren Mauern liegt ein gutes Dutzend Drachenboote der nortravischen Kriegsflotte vor Anker, Tag und Nacht bereit, in See zu stechen. Namensgeber für die Festung war Tjalf Isolfur, ein großer Seefahrer aus alten Tagen, der einer alten Sage nach mitsamt seines Bootes von einem Meeresungeheuer verschlungen wurde, sich und seine Männer aber retten konnte, indem er das Monster von innen durchstach und es so tötete.
Dornwald
Hervorgegangen aus einem kleinen Fischerdorf hat Dornwald mittlerweile eine beachtliche Größe erreicht. Der Fischfang prägt diese Stadt noch immer. Dichtgedrängt stehen die Fischerboote am Hafen, der zugleich der größte des Norlands ist. Man findet kleinere Schiffe, wie sie zum Herings-, Dorsch- oder Kabeljaufang verwendet werden, aber auch große mit denen Jagd auf Wale gemacht wird. Das Hafenbecken mit all seinen Kais und Lagerhäusern ist der Mittelpunkt Dornwalds. Handwerker wie Böttcher, Schmiede und Netzknüpfer haben sich hier niedergelassen und versorgen die Schiffe und ihre Besatzungen mit allem, was für die oft mehrere Wochen andauernden Fangfahrten benötigt wird. Aus unzähligen Fischerhütten steigt hier der Duft der Räuchereien. Spezialitäten wie in Salz eingelegte Heringe und der traditionelle Stockfisch werden von hier aus bis nach Eskandar geliefert. Die Stadt selbst schließt sich hufeisenförmig um den Hafen, abgegrenzt durch eine hölzerne Palisade. Mittlerweile jedoch entstehen schon die ersten Häuser jenseits dieser Grenzen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Stadt weiter ausdehnt. Berühmtes Wahrzeichen Dornwalds ist der Unterkiefer eines Weißwals, welcher als Stadttor dient. Bei Reisenden, die Dornwald verlassen oder erreichen, ist es inzwischen zur Tradition geworden, die Walknochen kurz zu berühren. Ein Aberglaube besagt, dass dies Glück für bevorstehende Reisen bedeute.
Mittenwald
Ursprünglich war Mittenwald ein Grenzposten, um von dort aus den Barbaren aus Khalandra Einhalt gebieten zu können. Mittlerweile ist Mittenwald auch und gerade durch die lange Besatzungszeit durch Galadon die drittgrößte Stadt des Norlands. Laurentius von Lichtenfeld, ehemaliger galadonischer Fürst des Norlands, wählte Mittenwald zu seiner Residenz und ließ die Stadt ausbauen. So kann man in den Gebäuden Mittenwalds nortravische und galadonische Einflüsse erkennen. Eine aus Granit gebaute Mauer schließt sich halbkreisförmig um die Stadt. Die Zinnen ihrer Türme sind schon von weitem sichtbar. Sternförmig führen Wehrgänge in die Stadtmitte, wo sie in die prunkvolle Festung münden. Jene ließ ebenfalls Fürst Lichtenfeld errichten. Heute dient die Feste als Rathaus, beherbergt die Stadtgarde und bietet dem Vorsteher Mittenwalds ein Heim. Ein weiteres Relikt aus der Besatzungszeit ist der gut ausgebaute Hafen Mittenwalds. Er zählt heute neben Sturmbach, Echiols Borg und Iskel Fjord zu den wichtigsten der nortravischen Kriegsflotte.
Slagsmal
Diese recht junge Stadt ist wohl am untypischsten für das Norland. Vormals war Slagsmal ein kleiner Grenzort, der im Norland nur dadurch bekannt war, dass hier Granit und Kreide aus dem nahen Kraen-Gebirge gehandelt wurde. In den Zeiten der Besatzung aber wurde aus Slagsmal der wichtigste Handels- und Militärposten der Galadonier auf ihrer Route nach Galadon. Noch heute sind diese Spuren unverkennbar. Handelskontore locken noch immer geschäftstüchtige Händler aus dem ganzen Norland sowie aus dem fernen Galadon, die hier ihre Waren anpreisen oder verkaufen. Die Vielzahl der Kontore wird fast nur noch von der Vielzahl der Tavernen übertroffen. Nortraven und Galadonier leben in Slagsmal nebeneinander, wenngleich auch nicht immer friedlich. Schlägereien und Duelle sind an der Tagesordnung und ein nicht unerheblicher Teil der nortravischen Bevölkerung besteht aus Ausgestoßenen und Vogelfreien. Nicht verwunderlich ist daher auch, dass hier eine, unter der galadonischen Besatzung verbotene, Tradition des Norlands wieder auflebte: Das Slagfest.
Ursprünglich war das Slagfest eine alte nordische Tradition, um Fehden zwischen Familien, Dörfern oder Landstrichen auszutragen. Waren sich zwei Parteien uneinig, beispielsweise über Landansprüche oder Warenpreise, oder hatten sonstige Streitereien, so wurde zum Slagfest gerufen. Hier traten die stärksten Männer der beiden Parteien an, um in einem Kampf bis aufs Blut den Streit für sich zu entscheiden. Solche Kämpfe waren bei der Bevölkerung außerordentlich beliebt. Nicht selten mussten sich die Kämpfer ihren Weg zum Ring durch wahre Horden bahnen. Met und Schnaps floss reichlich. Dennoch verkam eine solche Veranstaltung niemals zu einem Volksfest. Der Respekt vor den Göttern und dem Tod ließ die Menge in Ehrfurcht erstarren. In den Zeiten der Besatzung verboten, geriet diese Tradition mehr und mehr in Vergessenheit. Doch einige erinnerten sich an diesen alten Brauch und erweckten ihn zu neuem Leben. Allerdings ist er heute eher ein Spektakel für die Massen als ein traditionelles Kulturgut. Aus den Aufzeichnungen eines Reisenden:
„… so war ich zufällig anwesend, als zwei Dörfer ihren Streit über den Getreidepreis in einem Kampf entscheiden wollten. Auf dem Dorfplatz wurde ein Ring errichtet, auf dem sich die Kämpfer duellieren sollten. Der Ring war umgeben von den Bewohnern der beiden Ortschaften. Trotz der Masse an Zuschauern herrschte ehrfürchtige Stille. Dann betraten zwei Männer den Ring. Beide ein Beispiel an nordischer Manneskraft. Fast zwei Schritt hoch und muskelbepackt. In ihren Augen war die Entschlossenheit abzulesen, den Kampf für sich zu entscheiden. Obwohl der Tod für sie greifbar war, ließen sie keine Gefühlsregung erkennen. Beide waren nur mit ihrem Kilt und halbhohen Stiefeln bekleidet. In ihren Händen jeweils ein Schwert, fast so lang wie die Männer selbst. An den Griffen waren die Schwerter reich verziert mit Szenen aus längst vergangenen Schlachten. Jeder zog sich in eine Ecke zurück, schnaubend wie ein Bulle beim Konkurrenzkampf auf der Weide.
Aus dutzenden Kehlen hallte der Ruf „Kämpft!“ und die beiden gingen aufeinander los. Ihre Schwerter trafen aufeinander und das Klirren aneinanderschlagenden Metalls erfüllte den Ring. Ein Kampf entbrannte, bei dem beide Männer nicht ans Aufgeben dachten. Keiner schenkte dem anderen auch nur einen Fuß des Rings. Die Männer waren sich ebenbürtig und es war nicht auszumachen, wer den Kampf für sich entscheiden würde. Dann passierte es. Während der eine sich anschickte auszuholen, bohrte sich das Schwert seines Kontrahenten in seinen Bauch und trat am Rücken wieder hervor. Der Getroffene war offenbar wie in Trance und schien den Schmerz nicht wahrzunehmen. Er hob sein Schwert über den Kopf, bereit zuzuschlagen, doch in der Bewegung erstarrte er. Sämtliches Leben entwich seinem Körper, seine Augen brachen. Ein letzter Atemstoß, der Blut in Blasen aus seinem Mund warf, und er fiel zu Boden. Der Streit war beendet. Die Götter hatten entschieden und kurz darauf waren beide Dörfer schon wieder beim Mettrinken vereint.