„Kind, wenn du deine Heimat kennen willst, so schließe die Augen.
Zuerst wirst du deine weiten Nasenflügel den flüchtigen Mächten der Ahnen öffnen, die dich stets umgeben. Sie werden dir den Geruch vom austrocknenden Lehm der Flussufer zur Trockenzeit offenbaren. Den Duft des Weihrauchs und der Kräuter, die in den Hütten hängen. Du wirst mit einem einzigen Atemzug zu erkennen lernen, ob die Regenzeit naht oder ein Sandsturm heraufzieht. Und über allem wirst du stets den heißen, trockenen, alles bestimmenden Geruch des Sandes spüren. Des Sandes, der unser aller Leben und Sterben ist.
Dann wirst du deine Aufmerksamkeit den Mächten des Klanges widmen, die da sind wie silberne Wellen der endlosen Meere. Du wirst die Stimmen deiner Schwestern und Brüder hören, die ihr Tagewerk vollbringen, um die Familie zu ernähren und ihren Ruhm zu mehren. Dann vernimmst du die Händler auf den Straßen, wie sie ihre Ware anbieten, und die Käufer, welche sie zeternd und lamentierend schließlich kaufen. Du hörst die Reisbauern in den Flussauen bei der Ernte singen und das Klopfen und Pochen aus der Ziegelei, die aus unfruchtbarem Ton wertvollen Baustoff für unser Dorf liefert. Doch über allem wirst du stets den trockenen Wind hören, der unstetig den Sand aus der Wüste vor sich hertreibt wie eine Herde Ziegen. Den Sand, der unser aller Leben und Sterben ist.
Erst dann öffne die Augen. Siehe deine Heimat. Siehe die Schönheit von roten Dünen, die der Wind formt. Siehe den verborgenen Reichtum der kargen Salzwüste. Siehe das Leben, das aus dem Wasser geboren wird, das uns die Mächte schenken. Siehe das Land, in dem deine Mutter dich gebar. Ein Land erbaut auf Sand. Dem Sand, der unser aller Leben und Sterben ist.“
Endophalische Mutter zu ihrer Tochter
- Land und Leute
- Politik und Machtverhältnisse
- Handel, Kultur und Lebensweise
- Namen
- Gastrecht
- Religion
- Sprache
Land und Leute:
[Hinweis: Um den Hintergrund übersichtlich zu halten, wurden die Beschreibungen der Landschaften und ihrer Menschen teilweise stark gekürzt. Wenn du für deinen Charakter vor der Erstellung mehr Infos haben möchtest, schau einfach in die Foren der Endophali, dort gibt es noch bei weitem ausführlichere Beschreibungen zu vielen Landstrichen und Städten.]
Endophal misst von Nord nach Süd etwa 3000 Meilen, wie der Geier fliegt, von West nach Ost derer etwa 2500. Seine Grenze zum Nordreich verläuft nördlich von Crowahst von der Bitterseebucht zum Schlachtenberg und von dort bis über die Felder bei Rohin zu den Sanjari Bergen.
Das große Reich der Wüste ist unterteilt in vier Regionen/ Provinzen:
- El Galamhid (die Westprovinz)
- El Vahli
- El Mahid
- Die Regenwildnis/ Mahad-Inseln
Die Grenzen zwischen den Provinzen bilden hierbei die großen Flüsse des Südreiches, namentlich Nir, Tschadi und Jahell.
El Galamhid
Für die Westprovinz geographisch bestimmend ist neben den beiden Felsmassiven des Schlachtenberges und des Wrathij vor allem die weite (und dank eines dickstängligen hellgrünen Grases als Weideland nutzbare) Steppe südlich von Rohin, die gen Südwest irgendwann in die unendlich wirkende Unwirtlichkeit der Roten Wüste übergeht. Wälder sind lediglich in den Ausläufern der Sanjari-Berge und nahe der Mündung des Nir in den Tschadi zu finden. Das Leben der Menschen der Westprovinz konzentriert sich, abgesehen von der Hauptstadt Crowahst an der Bittersee-Bucht und der Söldnerstadt Rohin im Schatten der Sanjari-Berge, an das fruchtbare Ufer des Nir und des Jahell.
Die Menschen El Galamhids sind überwiegend von dunkel- bis hellbrauner Hauttönung, mit dunklem oder schwarzem Haar und von drahtigem Körperbau.
Mit kleinen regionalen Unterschieden streben sie in den Städten meist nach Reichtum, Macht und Fortschritt unter starkem galadonischen Einfluss. In den ländlichen Regionen entlang den fruchtbaren Auen des Nir findet man zuweilen auch noch Endophali, die den älteren Werten und auch Fremden gegenüber etwas aufgeschlossener reagieren. Die Nomaden der Steppen (oder gar jene Wilden, die angeblich noch immer in der unwirtlichen Roten Wüste ihr Dasein darben) jedoch verschließen sich dafür umso mehr der Außenwelt.
El Vahli
Hat man die fruchtbaren Auen des Nir oder Tschadi hinter sich gelassen und die weiten Steppen von El Vahli vor Augen, glaubt man oft nicht, daß diese Provinz die Kornkammer Endophals ist. Doch El-Vahli bietet abseits der für ihre zahlreichen Wanderdünen und Treibsandfallen gefürchteten Njari-Wüste gutes Weideland für gigantische Tierherden und weite Flächen fruchtbaren Krumen Ackerland im Schatten der Drachenschwingen.
So verwundert es kaum, daß die Bewohner El Vahlis sich zum überwiegenden Teil der Landwirtschaft verschrieben haben. Die Bevölkerung zersplittert sich in zahlreiche kleine Dörfer und Siedlungen, nur drei große Städte sind nennenswert.
Die Menschen El Vahlis sind wie alle Endophali eher kleinwüchsig. Ihre Haut ist vergleichsweise hell und die Augen zuweilen etwas schmaler.
El Mahid
Hat man in El-Galamhid oder El-Vahli bereits gedacht, man sei in einer unwirtlichen und lebensfeindlichen Wüste, so wird man schon kurz nach Überschreiten des Tschadi oder Jahell eines Besseren belehrt.
Gewaltig, schier unendlich, reckt sich die Sharra-Wüste unerbittlich von Horizont zu Horizont. Nicht selten trocknen selbst die tief gegrabenen Brunnen der Karawanenstraßen aus, zahlreiche Gerippe von Mensch, Kamel und Pferd zeugen von jenen Unwissenden, die sich zur falschen Zeit und mit zu wenig Wasserschläuchen auf den Weg machten.
Fruchtbares Land findet man in El Mahid nur direkt an seinen Grenzen nach Norden, Osten und Süden. Zentral in der Wüste liegt die sagenumwobene Dan‘ath‘rah- Oase (wörtlich: „wir leben dank deines Wassers“, die sich nach der Regenzeit in einen gewaltigen Binnensee verwandelt und selbst am Ende einer harten langen Trockenzeit noch (brackiges, doch noch trinkbares) Wasser bietet.
Die Menschen in El-Mahid sind klein, dunkel- bis fast schwarzhäutig mit meist dunkelbraunem oder rotem Haar und dunkler Augenfarbe.
Ihr Leben und Streben ist abseits der Städte Luth Mahid, Gol-Air, Bah Brahan oder Narakum oft geprägt vom täglichen Überlebenskampf gegen ihre größten Feinde, Hunger und Durst. Traditionen und Werte werden hier als festen Bestandteil dieser Überlebensstrategie vermittelt, Entbehrungen werden nicht als Verlust, sondern als Zeichen von Stärke gesehen.
Regenwildnis/ Mahad-Inseln
Politisch gesehen wurde diese Region seitens Galadon der Provinz El-Mahid zugeordnet. Der Kishan von El Mahid ist jedoch weise genug, auf den Herrschaftsanspruch über diese Gebiete zu verzichten.
So fruchtbar dieses Land auch sein mag wird es von den Endophali doch häufig die „Grüne Wüste“ genannt.
Man erzählt sich über das Reich des Dschungels seit Generationen Schauergeschichten; die Rede ist von tückischen Sümpfen mit Lindwürmern, die darin hausen, von grausigen Säbelzahntigern, die selbst einen ausgewachsenen Löwen mühelos in Sekunden zerfleischen, von Baumriesen selbst, deren Knarzen mehr als nur die Mächte des Windes in ihren Zweigen ist.
Und doch gibt es in diesem Dschungel und auch auf den vielen Inseln im Süden Menschen, die in kleineren und größeren Siedlungen leben. Über sie ist aber nahezu nichts bekannt. Gerüchte und Mythen spinnen sich um Kannibalismus, finstere Rituale mit Mächten, die ein Mensch nicht herausfordern sollte, Inzucht und derlei Anderes.
Den Wahrheitsgehalt solche Aussagen vermag wohl niemand festzustellen, außer vielleicht einer der Bewohner selbst, die sich jedoch zum einen selten aus ihrer Heimat hinauswagen und sich dann zum anderen selten zu erkennen geben, wohl wissend, daß sie sonst allzu schnell Gefahr laufen könnten, den beinahe inquisitiorisch vorgehenden Orden der Vierekirche in die Fänge zu geraten.
Zumindest in den östlichen Ausläufern der Regenwildnis, die sich bis hinauf nach Angesh im Süden von El Vahli erstrecken, gilt als gesichert, daß die dort lebenden Menschen größer sind als Endophali, mit einer dunklen, ledrigen Haut und pechschwarzen Haaren.
Dort ist auch die Rede von einer Tempelstadt namens Al-Gahan, die sich im Dschungel einer Insel im endlosen Meer verstecken soll und in deren stufenförmig errichteten Kultstätten sich unzählige Schätze häufen würden.
Politik und Machtverhältnisse:
Althergebracht und begründet durch das über Jahrhunderte übliche Nomadentum teilen sich die Macht im Lande viele verschiedene Familiensippen, deren Einfluss mit der Größe der Sippe, aber natürlich vorwiegend mit dem Reichtum in Form von Tieren, Nahrung oder Handelsgütern zusammenhängt. Eine solche Sippe mag zwischen fünfzig und vielen tausend Familienangehörige zählen. Konflikte zwischen Sippen sind allgegenwärtig, jene werden üblicherweise durch ein Ehrenduell zwischen je einem Vertreter der Familien geklärt.
Die Familien werden traditionell durch eine Frau angeführt. Erreicht die Sippenführerin ein Alter, in dem sie ihre Aufgaben nicht mehr zu 100% wahrnehmen könnte, gibt sie die Führung an ihre Tochter ab.
Seitdem Galadon das Reich Endophal „befriedet“ hat und der König die Hauptstadt Endophals in die Handelsstadt Crowahst in El Galamhid verlegt hat, herrscht von dort aus, beraten durch einen galadonischen Statthalter, ein von Hilgorad eingesetzter (männlicher) Herrscher, der Shabain (männliche Form von Shabai, der ursprünglichen Bezeichnung für die Herrscherin über das Land). Der Shabain und die Familien, die ihn unterstützen, haben eine unumstrittene Machtposition in der Westprovinz El Galahmid. Hier hat sich durch des Königs Einfluss das Patriarchat durchgängig etabliert, um alte Machtstrukturen bewusst zu durchbrechen. Man findet dort wohl keine Machtposition mehr, die durch eine Frau besetzt wäre. Dies hindert die starken Frauen in den Familien natürlich nicht daran, im Hintergrund trotzdem größtenteils das Sagen zu haben.
Die Provinzen El Vahli und El Mahid werden durch vom Shabain bestellte (entgegen aller Tradition männliche) Kishan regiert, die aus Familien entstammen, die dem Shabain bei seinem geschickten politischen Winkelzug, dem König Galadons das Wüstenreich darzubieten, helfend zur Seite standen. Je genauer und kleinteiliger man das Gesamtbild jedoch betrachtet, umso schneller wird klar, daß die Macht in El Vahli und El Mahid eher in den Händen von rivalisierenden Provinz-Weshra liegt. Je weiter man sich von Crowahst entfernt, umso häufiger trifft man auch wieder Frauen als Weshra an, in einigen Regionen hat man sich nie um die politischen Machtverschiebungen fern im Westen/ Norden gekümmert. Der Shabain macht sich in diesen Regionen üblicherweise die Rivalitäten zwischen den machthabenden Familien zunutze, um seine eigene Macht zu erhalten.
Handel, Kultur und Lebensweise:
Den Menschen in Endophal sind ihre Werte sehr wichtig. Weil es seltener vorkommt, das Wissen in Schriftform zu bannen (die wenigen Schriftensammlungen, die es gibt, sind jedoch legendär in ihrem Umfang und Wert), werden die Traditionen und kulturellen Werte den Kindern in der Regel mündlich überliefert.
Stolz ist ein gemeinsames Merkmal, das einen Endophalie ausmacht, nicht jedoch zu verwechseln mit Arroganz oder Überheblichkeit. Man ist stolz auf das eigene Volk, auf die Familie, auf das Wissen in der Familie oder Familienmitglieder, die sich als besonders weise herausstellten und daher wichtige Aufgaben wahrnehmen.
Jemand, der nicht für seine Meinung eintritt, ist in den Augen eines Endophali nicht viel wert – demzufolge wird dort gerne und viel diskutiert und gestritten. Erreicht man es am Ende nicht, seine Meinung durchzusetzen, ist das jedoch kein Verlust von Ehre, solange man wenigstens versucht hat, seine Argumente einzubringen.
In den Augen der meisten Menschen aus El Mahid und El Vahli sind die Bewohner der Westprovinz El Galamhid im Laufe der Zeit unter dem Einfluss der Galadonier verwässert/ verweichlicht. Alte Traditionen werden dort nicht mehr so oft gepflegt und wichen neuen – bequemen – galadonischen Gewohnheiten.
Viele Endophali wachsen aufgrund der Größe der Familien in engsten räumlichen Verhältnissen auf, wo es schlicht unmöglich ist, sich vor seinen Familienmitgliedern bei bestimmten Tätigkeiten zu verstecken. Daraus lässt sich vielleicht ableiten, daß Endophali unter engen Familienangehörigen/ Freunden/ Vertrauten in der Regel kein Problem damit haben, sich zu entkleiden. Dies setzt jedoch das Vertrauen in die Anwesenden voraus, hieraus keinen (unziemlichen) Profit schlagen zu wollen, und sei es nur durch allzu direktes Anstarren. Das Entkleiden (in manchen Familien sogar schon das Zeigen von Haut oder Haar) vor fremden Menschen ist dahingegen (zumindest bei endophalischen Frauen) ein Tabu, ebenso wie allzu intimer Austausch von Zärtlichkeiten vor einer ordnungsgemäß vollzogenen Eheschließung. Nicht etwa aus Scham, sondern vielmehr, weil endophalische Frauen ihren Körper meist als viel zu wertvoll erachten, um ihn irgendwelchen dahergelaufenen Männern zu zeigen. Einen Endophali gegen dessen Willen zu berühren (oder Schlimmeres) hat ähnliche Folgen, wie eine Beleidigung seines Namen (siehe unter „Namen“).
Eheschließungen sind in Endophal traditionell das geeignetste Mittel, die Macht der eigenen Familie zu mehren. Es ist von je her untersagt, einen Partner innerhalb der eigenen Sippe zu heiraten, denn kann ein neues Mitglied in die Familie integriert werden, bedeutet das immer einen Zugewinn an Einfluss, auch über dessen Herkunftsfamilie. Eheschließungen werden stets durch die Familie verhandelt.
Da in den traditionellen Regionen Endophals bei Heirat zumeist der Familienname der Frau übernommen wird, ist es meist an den Frauen, sich einen starken, fähigen Partner zu suchen, der der eigenen Familie zu Reichtum und Einfluss verhelfen weiß. Zuweilen werden Mischehen mit Nicht-Endophalis als böses Omen und Schwächung des Blutes verstanden, Sprößlinge solcher unglückseeligen Verbindungen haben in solchen Fällen einen sehr schweren Stand und schaffen es nur selten, zu Ansehen in der Gesellschaft zu gelangen. Die Tatsache, daß in El-Galamhid solche Mischehen häufiger vollzogen werden, trägt nicht unerheblich dazu bei, daß diese Provinz in Rest-Endophal als weich und verwässert gilt.
Männer, die allzu gerne mit vielen verschiedenen Frauen ins Bett steigen, gelten im traditionellen Endophal als Huren, die sich am Ende nicht einmal ihrer Kinder sicher sein können, während eine Frau sich immer der Achtung ihrer Mitbürger sicher sein kann, wenn sie schwanger ist – schließlich ist es ihr Kind, das auch ihren Namen tragen wird.
Der Handel liegt einem Endophalie sozusagen im Blut. Schon vor Jahrhunderten war man gezwungen, das wenige, das man besaß, durch geschicktes Handeln zu vermehren, um sich und seine Familie durchzubringen. Böse Zungen sagen den Endophalis hierbei eine gewisse Schlitzohrigkeit nach – ein „Gerücht“, das natürlich lediglich der Unbedarftheit mancher galadonischer Händler zuzuschreiben ist, die vom Wissen der Endophalis, aus allem den größtmöglichen Profit zu schlagen, überrumpelt werden.
Da die meisten Endophalis nach und nach rings um Oasen, an Flüssen oder sonstigen halbwegs wohnlichen Flecken des Landes sesshaft wurden, findet man heutzutage in diesem Land nahezu jeden Beruf und jedes Handwerk, dem auch in Galadon nachgegangen wird. Während in den Küstenstädten der Handel einen ganz besonders starken Schwerpunkt hat, leben die Menschen in den abgelegeneren Gebieten eher von Viehzucht und Jagd. Auch Nomadenstämme sind dort immer noch zahlreich.
Die Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau ist je nach Region unterschiedlich. In El Galamhid hat sich das galadonische Bild der typischen Männerberufe (Krieger, schweres Handwerk, Jagd, Gelehrte) etabliert, in den Regionen fern der galadonischen „Zivilisation“ werden Berufe nach dem althergebrachten Fatalismus der Endophalis (jeder fügt sich seiner Rolle, die ihm von den Mächten zugedacht ist) von demjenigen ausgeübt, der es eben am besten kann. Die einzige Ausnahme bilden hier die „Templer“, also die Personen, die den Vieren (El Galamhid) bzw. den Mächten (Rest-Endophal) nahe stehen (siehe auch „Religion“).
Berühmt ist Endophal bei den Reichen in Galadon überwiegend aufgrund der Exportgüter, die es zu bieten hat: Wein, Gewürze, Tee, Weihrauch, Elfenbein, Schwarzholz und exotische Tänze wilder Schönheiten.
Namen:
„Kind, nichts ist heiliger als der Name. Dein Gesicht wird zu Erde, dein Blut zu heißem Sand. Deine Augen werden zu Wasser und dein Atem wird sich in den Winden verlieren. Alles wird einmal von dir weichen, wenn Vater Tod die Hand an deine Schulter legt, doch dein Name wird dir ewig bleiben und dich in den Hallen des ewigen Schweigens zu jenen tragen, die vor dir waren, dass du mit ihnen vereint bist und Ruhe finden kannst.“
~ Endophalische Mutter zu ihrem Kind
Für den typischen Endophali, der an den alten Traditionen festhält, ist nichts in seinem Leben prägender und wichtiger als der Name. Je nach Provinz gibt es unterschiedliche, von Generation zu Generation weitergegebene Regeln und Methoden wie der Name eines Neugeborenen zu bilden sei, dass sein Name den Mächten gefalle und er mit ihm stark und aufrecht durch das Leben schreiten möge.
Der Name gilt als das unantastbare, höchste Gut eines Menschen, höher noch als die Freiheit oder das Leben selbst. Ihm werden nach fest verwurzeltem Volksglauben starke Kräfte zuerkannt, er diene als Schutz vor bösen Geistern, als Quelle der Kraft, als von den Mächten vorherbestimmtes Schicksal des Neugeborenen, als Verbindung zu den Ahnen.
Der Rufname ist der Person eigen und eben der Namensteil mit dem ihn Freunde, Fremde und Verwandte rufen. Ihn abzukürzen (also anstatt „Rahnhas“ nur „Rah“ zu sagen) ist nur engen Freunden und Verwandten gestattet, machen es Fremde, so gilt es als Beleidigung. Ein einsilbiger Rufname gilt als böses Zeichen und jemand, der einen einsilbigen Rufnamen hat, wird oft als verflucht oder als verkommener Abschaum, dem seine Eltern keinen ehrbaren Namen zukommen lassen wollten, bezeichnet.
Verunglimpfungen des Namen gelten als schwere Beleidigung. Je traditioneller ein Endophali aufgewachsen ist (bzw. je weniger gutmütig er im Herzen ist), desto heftiger kann die Reaktion ausfallen, sollte er mit Absicht mit einer Abwandelung seines Namens angesprochen werden. Von einfacher Verachtung des Gegenübers bis ans Lebensende bis hin zu sofortigem Versuch, den Frevler mit dem Säbel zu richten, ist alles möglich. Nicht einmal in El-Galamhid jedoch wird ein Endophali über einen solchen Frevel einfach hinwegsehen.
Stets mit dem Namen verbunden ist die Familie oder Sippe. Eines jeden endophalischen Namen Bestandteil ist auch seine Familienzugehörigkeit. Somit läuft man bei einer Schändung des Namens eines Endophali auch immer Gefahr, es sich gleich mit einem ganzen Stadtviertel zu verscherzen.
Die althergebrachte Bildung des Namen ist in den drei großen Regionen Endophals folgendermaßen differenziert:
Namen in El-Galamhid:
- [Rufname] [Erste Silbe vom Namen des Vaters] [Familienname des Vaters], u [Geburtsort]
- Beispiel: „Rahnha Ath Igraph, u Crowahst“
Namen in El-Vahli:
- [Rufname] [Verschwiegener Name] al [Sippenname]
- Beispiel: „Jeverath (Ashrumirah) al Kasatu“
Der verschwiegene Name ist eine Besonderheit der El-Vahli. Sie glauben, dass jeder Mensch sich selbst einen Namen geben wird, wenn seine Zeit dazu gekommen ist. Dieser Name ist der wahre, von den Mächten gegebene Name und gilt als Allerheiligstes dieser Person. Man verrät diesen Namen höchstens den Eltern und ein paar auserwählten Freunden und Vertrauten, denn im Volksglauben gibt das Wissen um diesen Namen dem, der ihn kennt, Macht über die Person und die Geister sollen zornig werden, wenn man diesen Namen leichtfertig verrät, sodass man in Zukunft kein Glück mehr haben soll. Auch meinen viele, sehr abergläubische El-Vahli, dass, wenn der verschwiegene Name im Zorn oder in einer Beleidigung ausgesprochen wird, dass der Träger des Namens dann augenblicklich sterben müsse. Der verschwiegene Name kann von der Person je Lebensabschnitt (meist ist der Name in der Kindheit ein anderer als in der Erwachsenenzeit) gewechselt werden.
Namen in El-Mahid:
- [Rufname] [Erste Silbe vom Namen des Vaters] [Familienname der Mutter], ven [Bestimmung]
- Beispiel: „Vachu Rah Laham, ven Raji“
Viele Krieger aus El-Mahid glauben, dass das Schreien ihres Namens ihnen Glück in der Schlacht bringen werde, oder Magier meinen, dass das Aussprechen ihres Familiennamens ihnen geistige Kraft zurückgeben würde oder ihnen bei einer kniffeligen Frage die Erkenntnis erleichtern würde. Aber auch Handwerker sprechen, wenn sie mit ihrer Arbeit zufrieden sind, oft einen ihrer Namen aus, um damit die Verstorbenen zu ehren. Solcherlei abergläubische Lehren gibt es viele in El-Mahid und es gilt als absolut normal, seinen Namen oft und mit Stolz oder einem anderen angebrachten Gefühl auszusprechen.
Die Anführung der Lebensbestimmung eines Menschen ist ein typischer Brauch von El-Mahid. Meist wird den Kindern bei ihrer Geburt ein Ziel in den Namen gebettet, welches sie in ihrem Leben erreichen sollen oder sie stets danach streben sollen oder auch nur einen Wunsch für das kommende Leben des Kindes ausdrücken soll. Verständlich, dass diese Bestimmung entweder sehr rätselhaft oder sehr allgemein ausfallen kann, ganz nach dem Wunsch der Eltern.
[Hinweis: Nehmt den Geburtsort (El-Galamhid), den verschwiegenen Namen (El-Vahli) oder die Bestimmung (El-Mahid) als RP-Bestandteil eures Charakters an und begnügt euch per Engine mit den drei Hauptbestandteilen des Namens oder – noch besser – mit dem Rufnamen. Umso stimmungsvoller gestalten sich im Zweifelsfall RP-Situationen, in denen man sein Gegenüber einmal mit dem kompletten Namen konfrontiert.
Gastrecht
Wenn ein Fremder Dein Haus betritt hast Du ihn zu schützen und zu ehren, bei Deiner Ehre und Deinem Leben. Denn Du hast ihm das Gastrecht gewährt und damit hast Du die Verantwortung für ihn. Sollte Deinem Gast etwas geschehen kommt Schande über Dich und Deine Familie, die Du nur mit Deinem Leben reinwaschen kannst. Dein Wasser soll in der Wüste verteilt werden, auf dass niemand die Schande deines Wassers wieder zu sich nehmen soll.
Wenn der Gast Dir Schande bereitet, Dich bestielt, Dich beleidigt oder Dir auf andere Art und Weise Schande bereitet, dann darfst Du das Gastrecht auf der Stelle beenden aber Du musst ihm einen halben Tag Vorsprung geben, ehe Du ihn jagen und sein Wasser nehmen darfst.
Sollte der Gast Dich, Deine Familie oder Deine Freunde angreifen, dann darfst Du ihn sofort niederstrecken und sein Wasser in der Wüste verschütten.
~Aus dem Ehrenkodex der Nendra Kesh aus Kis´haran am Fuß des Ehir-Rahan
Das Gastrecht ist dem traditionellen Endophali beinahe genauso heilig, wie sein Name. Das geht im Extremfall sogar so weit, daß ein Kontrahent, mit dem man sich tagsüber noch belauert oder gestritten hat, des Abends als Gast eingelassen wird, Wasser und Nahrung sowie ein Dach über dem Kopf für die Nacht erhält und erst am nächsten Morgen, nachdem er das Heim verlassen hat, der Zwist fortgesetzt wird. Seine Ursprünge hat diese Tradition wohl aus alten Nomadentagen in der Wüste, wo ein Einzelner in der Kälte (ganz zu schweigen von diversen Gefahren durch Raubtiere) nur geringe Überlebenschancen hat.
Religion:
Die Endophali wissen – wie jedes Lebewesen Tares – dass es Götter gibt und verehren diese auch, allerdings bezeichnen sie diese nicht als „Götter“, sondern als „Mächte“. Auch ist es den Endophali fremd für sie eigene Namen zu vergeben, denn in ihrem Volksglauben sind zwei, von denen jeder des anderen Namen kennt gleichgestellt – und wer kann schon so vermessen sein sich mit einer göttlichen Macht gleich zu setzen? Meist verwenden sie für die Mächte allumfassende Beschreibungen und blumige oder symbolhafte Umschreibungen. Kennzeichnend für die endophalische Auffassung der Mächte ist auch, dass jede Macht auch ihr Gegenteil ausdrücken kann, so stehen zum Beispiel die Zeichen des Todes gleichzeitig für das Leben oder die Macht des Schicksals gleichzeitig für die übersinnliche Festlegung des Lebensweges und die Freiheit der eigenen Entscheidungen.
So gibt es in Endophal auch keine Macht die das Böse schlechthin verkörpert, wie es Angamon nach dem Verständnis der Kirche der Viere tut. Jeder Macht haftet eine Kehrseite der Medaille an. Ein Endophali weiß, daß es kein Licht ohne Schatten und keinen Schatten ohne Licht gibt. Das heißt nicht, daß es unter traditionellen Endophali keine Anhänger des Bösen geben könnte – doch jene sind zumeist ebenso von den positiven Einflüssen der Mächte beeinflusst, deren dunkle Seite sie verehren.
Meist formt ein Endophali seinen Gemütszustand auch nur in Worte und ordnet sie einer Macht zu. (Zum Beispiel: „Macht des Sonnenwortes“ „Macht des Totenfluges“ usw.) – was er damit genau meint, ist meist nur ihm und mitfühlenden Endophali verständlich.
Die Endophali – von jeher an unterschiedliche Anrufungen der Mächte gewöhnt – akzeptieren jede andere Formulierung für „Mächte“ anderer Völker, denn für sie ist es egal, ob man von „Be’rglum“ oder „Bellum“ spricht, meinen diese beiden Überbegriffe der fremden Völker doch nur die Mächte des Kampfes, des Sieges und der Schlacht zusammengefasst in einem übergeordneten Namen. Allerdings belächeln sie Völker, die ihren Göttern feste Namen geben insgeheim, da sie der Meinung sind, die anderen wären vermessen, ihre Mächte in feste Begriffe sperren zu wollen und sich mit ihnen gleich zu setzen. Andersgläubige reagieren allerdings selten so aufgeschlossen, wenn sie endophalische Lehren hören, weswegen die Endophali nur selten offen über ihren Glauben sprechen, wenn sie in andere Reiche reisen.
In El-Galamhid hat man sich größtenteils der Götterbezeichnung der Galadonier angepasst oder man spricht dort auch oft in Mischformen vom „Gott des Schlafes“ oder der „Macht Vitamas“. Zu dieser Entwicklung hat die einstige galadonische Inquisition nicht unerheblich beigetragen.
In abgelegenen Winkeln der Wüste, der Regenwildnis oder auf den Mahad Inseln, also an all jenen Orten, an denen sich ein kleiner Kreis von Menschen ohne viel Einfluss von außerhalb über einen längeren Zeitraum entwickeln kann, hat sich der ein odere andere mehr oder weniger abstruse Kult
entwickelt. So verschieden jene sein mögen, auch ihnen allen ist gemeinsam, daß es höhere Wesen (Mächte, Götter,…) gibt und daß jene durchaus auch aktiv in das Leben des Einzelnen einzugreifen vermögen.
Obgleich die Interpretation und Verehrung der Mächte regional höchst unterschiedlich ist, gibt es doch überall im Land diverse Tempelstätten, an denen die Mächte verehrt werden. Darunter kann man sich sowohl einen kleinen Tempel zu Ehren der Mächte der rauschenden silbrigen Lebensquelle an einer Bachquelle vorstellen wie eine Kultstätte zu Ehren aller Mächte. In diesen Tempelstätten leben einige wenige, jedoch höchst respektierte und geachtete Templer, deren Aufgabe einzig Ritualdienste sind. Bekehrungen oder theologische Belehrungen, wie sie zB. durch die Vierekirche betrieben werden, sind den Endophalis fremd.
In der Westprovinz ist die Vierekirche darauf bedacht, den starken Einfluss der Sippenführerinnen etwas zurückzudrängen, also wurden hier über Jahre hinweg vornehmlich Männer ins Amt als Templer gelassen. In den traditionellen Regionen jedoch wird dieser Dienst an den Mächten nicht zuletzt wegen des damit verbundenen großen Einflusses auf das politische Geschehen zumeist von Frauen bekleidet.
Sprache:
[Ein Wort vorneweg: Kein Spieler eines Endophali muss irgendetwas auswendig lernen. Die endophalische Sprache versteht sich als Hilfestellung für all jene, die in ihr Spiel gern fremdartige Sprachfetzen einflechten möchten. Im Spielalltag wird für solche, die endophalisch verstehen, ohnehin immer beschrieben, was man gerade gesagt hat. Ebenso ist es möglich, mittels Emotes klarzustellen, daß man endophalisch spricht, um dann daraufhin normal zu sprechen, wahlweise auch in Anführungsstrichen, um eventuellen Zuhörern darzustellen, daß hier gerade eine andere Sprache verwendet wird. Wer sich für die endophalische Sprache interessiert, sei hiermit herzlich eingeladen, sich für die internen Foren der Endophalis zu bewerben. Damit die Sprache für Nichtendophalis noch etwas länger etwas Besonderes bleibt, sind hier nur die wirklich geläufigsten Ausdrücke genannt.]