„Gestern erreichte ich die Jassavias. Nicht einmal mehr karge Überreste von alten Mauern künden von dem einstigen Juwel meines Volkes. Auf den alten Hügeln biegen sich schiefe Hütten der Ziegenhirten im Wind, und im nahen Wald rauschen und flüstern die Blätter. Nichts, nicht einmal Schatten, vermachen einen winzigen Splitter der Erinnerung an die Herrlichkeit der hohen schlanken Türme, an die ehedem glänzenden Mauern, von weitem sichtbar, an diesen Hort des Wissens meines Volkes. Mein Geist gaukelt mir des Nachts blasse Schemen der Erinnerung vor, von Marmor, Kunst und Magie. Erinnerungen an eine Stadt, die ich nie selbst erblickte, geboren aus den brüchigen Worten auf Papier, das zerfällt zu Staub, sobald man es berührt. Nichts bleibt, alle Erinnerung vergeht, hier finde ich nichts außer Vergehen und der trostlosen Leere der unendlichen Zeit.“
„ Nachdem ich das alte Jassavias verlies, war es, als würde mir ein Schleier von den Augen genommen. Trauer und verklärte Tagträume bestimmten meine Gedanken in jenem Tal, unruhige Gedanken über das Vergehen und die Zeit. Ich musste mich dem entgegenstellen, dem sich nur selten ein Fey stellt, dem eigenen Vergehen. Ich war blind in meinem Streben, jene Brücke, die das damalige Jassavia und das heute trennt, zu überwinden, sah nicht ein, dass auch mein Volk sich im Laufe der Jahrtausende geändert hatte. Niemand kann das vergangene zurückbringen, wovon nur noch Bruchstücke und Fragmente bestehen. Schon längst haben die Biundai auch unsere Kultur gewandelt, wie wir ihre. Vermessen ist es zu glauben, man könnte etwas verändern, ohne sich selber auch zu verändern.“
Allgemeines:
Anders, als beim Volk der Menschen, entschließen sich die meisten hochelfischen Abenteurer aus freiem Willen für ein solches Leben. Es geschieht selten, dass ein junger Hochelf in seiner Heimat keine Hoffnung oder Zukunft mehr sieht, denn Geburten sind in Anbetracht der langen Lebenspanne relativ selten. Es ist eine Ausnahme, dass es einem jungen Elfen verwehrt bleibt, den Beruf der Eltern zu ergreifen, oder bei einem anderen befreundeten Elfen in Ausbildung zu gehen. Meist ist es die Abenteuerlust, die Sucht nach neuen Erlebnissen nach langen Jahrzehnten, Wissensdurst nach dem Fernen, vielleicht sogar nach den Wurzeln des eigenen Volkes, oder schlicht die Suche nach einer persönlicher Identität, die Hochelfen weg von ihrer Familie und der meist engen Gemeinschaft treibt. Der Ausblick auf Reichtum ist eigentlich selten überhaupt ein Grund, die Heimat zu verlassen. Viele junge Hochelfen verspüren den heftigen Drang, fast wie ein Inneres Feuer, neues zu erleben und Wissen und Erfahrung anzusammeln. Bei den meisten kühlt sich dieses Feuer nach einigen jugendlichen Ausbrüchen, die einen zu kurzen unbedachten Ausflügen in die Ferne verführen, ab und die Bindung an die Familie erstarkt oftmals noch mehr. Doch bei anderen hält diese Abenteuersehnsucht an, sie finden gefallen an den oft ungewohnten und fremdartigen Eindrücken, die sie außerhalb der geordneten Gemeinschaft in der Heimat erleben. So ist es nicht verwunderlich, dass diese Hochelfen beginnen, verschiedenen Zielen nachzujagen. Die einen sind von der Vielfalt des kurzlebigen menschlichen Volkes fasziniert und beginnen unzählige Reisen in das frostige Norland oder das trockene und alte Südreich, wo man eine fremde Kultur mit tiefsten Wurzeln in alten Mythen und Legenden, den Wüsten und den Ufern der lebensspendenden Flüsse und Meere vorfindet. Andere dagegen sind auf der Suche nach der Identität ihres eigenen Volkes, durchstreifen die Wälder und Hügel Galadons nach den kärglichen Überreste der einstigen marmornen Städte der Hochelfen, suchen in alten verfallenen Ruinen nach verlorenen Fragmenten der vergangenen Hochkultur. Einige wagemutige überwinden auch die Festungsmauer um Ma’ahn, um in die Heimat der elfischen Brüder und Schwestern zu gelangen. Ein guter Teil der Abenteurer bleibt im Laufe der Jahrzehnte bei irgendeiner anderen Hochelfengemeinschaft hängen und beginnt dort ein neues geordnetes Leben oder kehrt einfach in die Heimat zurück, oftmals ärmer, aber dafür weiser als zuvor.
Der Abenteurer und die Dukaten:
Üblicherweise teilt der Abenteurer die hochelfische Sicht über Reichtum und Dukaten. Sie sind den meisten nur Mittel zum Zweck, nur selten strebt ein Elf nach ihnen um ihrer selbst Willen. Als Abenteurer sind die Bedürfnisse eines Elfen natürlich noch genügsamer, denn allzu größer Besitz wäre hinderlich auf seinen Reisen. Trotzdem braucht auch der Abenteurer ein paar Dukaten, um eine warme Mahlzeit und ein Zimmer in einer Taverne zu bezahlen. Oftmals nutzen sie ihre umfassende Ausbildung für einen kleinen Verdienst, denn in ganz Galadon lässt sich wohl kaum ein Elf finden, der nicht schreiben und rechnen kann. Allzu niedere Arbeiten nehmen sie nur im Notfall an. Doch der eigentliche Besitz, und gleichzeitig auch die zuverlässigste Einnahmequelle, sind Geschichten ihrer Abenteurer und Erzählungen und Legenden aus fernen Ländern. Kaum einen Galadonier wird es daher überraschen, dass auch der „Führer durch Falandrien“, ein weit verbreiteter Almanach mit allerlei erstaunlichen und unterhaltsamen Geschichten, zum größten Teil aus der Feder vieler verschiedener elfischer Autoren stammt.
Kleidung
Hier besteht kein großer Unterschied zum menschlichen Abenteurer, denn auch der Elf auf Reisen bevorzugt praktische Kleidung und ein festes Schuhwerk. Schwere Umhänge mit weiten Kapuzen, zum Schutz gegen Kälte und Regen, sind unerlässlich. Vielleicht erscheint die Kleidung eines Elfen etwas kunstvoller geschneidert, von besserem Schnitt und mit wenigen Verzierungen besetz. Auf gefährlichen Reisen wird auch oftmals eine Rüstung angelegt, wobei der Abenteurer üblicherweise leichtere und flexiblere Rüstungen bevorzugt, die ihm noch genügend Bewegungsspielraum bieten.
Waffen
Des Abenteurers liebstes Kind wird sein Kurzschwert sein. Mit diesen kann er in den meisten Fällen hervorragend umgehen. Es ist klein und handlich und wird vom Elfen auf seinen Reisen oftmals offen getragen. Die meisten von ihnen sehen dieses Schwert eher als Abschreckung für Wegelagerer und ähnliches Gesindel an, denn als echte Waffe, die sie benutzen würden. Die meisten seiner Reisen führen einen hochelfischen Abenteuer in eher ungefährliche Gegenden und Begegnungen mit Ungetümen und Monstrositäten sind eher die Ausnahme.
Rolle in der Gesellschaft:
Einige der gewagteren elfischen Abenteurern behaupten, sie nehmen eine ähnliche Rolle im Volk der Hochelfen ein wie Künstler und Gelehrte. Sie werden oft nicht müde zu äußern, dass es nicht selten die Abenteurer sind, die neue Impulse von fremden Kulturen und Ländern in die Kultur der Hochelfen bringen, die im Vergleich zu den Menschen in unfertiger Perfektion erstarrt ist und sich nur äußerst selten wandelt.