Von den Kampftänzern
Die Auenelfen vollziehen viele ihrer traditionellen Rituale auf den heiligen Lichtungen der Auenwälder, oder auf eigens angelegten Festplätzen in den Dörfern. Diese sind nicht besonders groß, haben jedoch für die Auenelfen immer große Bedeutung in Bezug auf ihre Herkunft. In den Ritualtänzen spiegelt sich das Erbe der Auenelfen ebenso wider wie in ihren Liedern, Geschichten und Legenden, die sie noch von ihren frühen Verwandten der Waldelfen kennen. Jede Sippe beinhaltet auch eine Gruppe von Ritualtänzern, die auf den heiligen Lichtungen die Geschichte ihres Volkes nachstellen, das Terthao preisen und für ewiges Gleichgewicht bitten.
Aus den Ritualtänzen entstanden auch tödliche Kampftänze, welche dann so genannte Kampftänzer in der Schlacht einsetzen. Diese Krieger bilden eine Kaste, die sowohl Männer als auch Frauen beinhaltet. Sie werden bereits direkt nach ihrer Geburt oder noch in den frühen Kindesjahren in diese Kaste aufgenommen und erlernen während ihrer Jugend die außergewöhnlichen Fertigkeiten, die sie in der ganzen Welt berühmt und gefürchtet machen.
Kampftänzer bewegen sich ungewöhnlich elegant und schnell, sogar für ein Volk, das für seine Anmut und Geschicklichkeit bekannt ist. Die wilden Tänze verlangen den Kampftänzern oft das Äußerste ab, da sie mehrere Tage und Nächte andauern können, allerdings scheinen die Tänzer während der Rituale über wahrhaft ungewöhnliche Ausdauer zu verfügen. In der Schlacht nutzen die Krieger ihre Fertigkeiten, um über ihre Gegner hinweg zu springen, tödlichen Hieben auszuweichen und blitzschnell mit ihren eigenen Waffen zuzuschlagen, bevor ihre Opfer reagieren können.
Kampftänzer schmücken ihre Körper für Ritualtänze mit aufgemalten Symbolen und wilden Frisuren, die sie meist mit Federn und Zweigen zieren. In der Schlacht nutzen sie ihr wildes Auftreten und Äußeres, um ihre Gegner schon allein mit ihrem Anblick einzuschüchtern. Spiralförmige Symbole bedecken ihren ganzen Körper, den sie häufig vorher mit Kreide oder Kalk einreiben, damit die Zeichen besser hervor stechen. Die Zeichen beinhalten rituelle Symbole wie die Spirale des Lebens und manch andere auenelfische Rune.
Sie verwenden Kalk oder das Harz von Bäumen und färben ihr Haar in für Elfen untypischen Farben. Das wilde und blutrünstige Geschrei der Kampftänzer und die wirren Töne eines Musikers, der sie oft begleitet, tragen ein Übriges zu ihrem Schrecken erregenden Äußeren in Schlachten bei.
Rüstung und Waffen
Kampftänzer tragen nur sehr wenig oder überhaupt keine Rüstung. Sie machen den fehlenden Schutz durch ihre Schnelligkeit wieder wett. Jedoch tragen sie im Krieg schon mal beschlagene Lederrüstungen oder gar Rüstungen aus lebendem Holz, das sich perfekt ihrem Körper anpasst. Dazu ist aber ein uraltes Ritual, das Lied der Bäume, nötig und nur noch selten wird es vorgefunden.
Was die Waffe angeht, so entscheidet der Kampftänzer schon in jungen Jahren, ob er mit dem Schwert, dem Stab oder dem Speer kämpfen möchte.
Zu erwähnen ist wohl noch, dass ein junger Kampftänzer mit der Übergabe „seiner“ Waffe in den Kreis der Älteren aufgenommen wird – er lernt zwar den Umgang mit ihr schon vorher, doch das perfekt auf ihn zugeschnittene und oftmals reich verzierte Taek’ri, Gwith, oder Widhe aus Tra’Avain, dem Eisenholz der Elfen, erhält er erst dann.
Schützende Kriegsbemalung
Kampftänzer verzieren ihren Körper mit einer Kriegsbemalung, die aus heiligen Spiralen und anderen magischen Runen besteht. Die Symbole dienen nicht nur zur Einschüchterung des Gegners, sondern man munkelt auch, dass sie gegen feindliche Magie schützen.
Die Rolle der Kampftänzer in der Gemeinschaft
Kampftänzer zu sein umfasst viel mehr als das Erlernen von einer Handvoll von Fertigkeiten. Der Kampftänzer entscheidet sich für das Leben in einer engen Gemeinschaft. Die Kampftänzer sehen sich als Beschützer ihrer Sippe und nehmen so gut wie immer den Platz eines Elendur (=Schützer) ein.
Meist werden die Kampftänzer von ihrem Anführer bestimmt, der allgemein respektiert wird. Kampftänzer werden von ihren auenelfischen Brüdern und Schwestern wegen ihrem Eifer und ihrer Loyalität bewundert. Niemand zweifelt im Geringsten daran, dass sie einen großen Beitrag zur Sicherheit der Siedlungen beitragen. In diese Bewunderung mischt sich aber auch Furcht und Misstrauen, da das sonderbare Verhalten dieser Krieger für normale Auenelfen oft beunruhigend ist.
Der Beruf Kampftänzer
Kampftänzer zählen mit zu den besten Kriegern und können sich ebenbürtig mit Rittern und Paladinen stellen. Sie sind Meister des anmutigen Tanzes und vollführen selbst die kompliziertesten Bewegungen mit einer unheimlichen Leichtigkeit.
Ebenso lieben sie die Musik und sind oft perfekte Spieler eines bestimmten Instrumentes. Unter den Ritualtänzern vieler großer auenelfischen Siedlungen gibt es Kampftänzer. Zwar genießen sie die Gesellschaft anderer Auenelfen, leben jedoch oft ein wenig abseits der Hauptsiedlung. Sie üben sich in Kriegsgesängen und Kampfkünsten, stets bereit, ihr Volk zu verteidigen oder in die Schlacht zu ziehen.
Kampftänzer können aus verschiedenen Gründen Abenteurer werden. Dieses Leben lockt mit Aufregung und Gelegenheiten, sich mit den verschiedensten Gegnern zu messen. Diese Krieger sind ungestümer als die meisten anderen Auenelfen, weshalb einige von ihnen das Leben in den Wäldern als zu zahm und langweilig empfinden. Manchmal wird ein Kampftänzer auch Abenteurer, weil er seinen Namen entehrt hat und in die Weiten Tares hinaus zieht.
Kampftänzer kann man an ihrem anmutigen Stolz, ihrer Liebe zum Kampf und ihrer Vorliebe für bunt gefärbtes, oft mit Baumharz frisiertes Haar leicht von den anderen Auenelfen unterscheiden.
Die Legende vom Haarefärben
… mit großen Augen scharen sich die jungen Kampftänzer um einen der älteren, denn es scheint, als würde er einmal mehr eine der alten Legenden erzählen – viele von ihnen haben sie schon gehört, doch kaum einer unter ihnen, der nicht vor Freude strahlen würde, sie erneut zu hören…
„Ich weiß nicht, wann es war…“ setzt der Elf an, wie bei so vielen seiner Geschichten „Es muss lange her sein, noch lange vor dem Alter der Amulette, als das Licht des Nachts noch silbern war und das Volk der Amrai noch klein. Da war es, dass einer der Tänzer, die das Lied der Amrai hörten, am Abend vor dem Lichthoch auf einer Wiese schlief unter einem einzelnen Baum, der allein stand auf weiter Aue, und dieser Baum trank direkt aus dem Herzen der Amrai aus dem klarsten Wasser und Khalebs klarster Wind umspielte seine Blätter und es heißt, die Amrai hätten den Baum so berührt, dass selbst sein Stamm ihre Farbe spiegelte. Unter diesem Baum schlief also der Tänzer, den Kopf an den Stamm geschmiegt, geborgen zwischen den Wurzeln und friedlich im silbernen Licht der Nacht, da träumte er von dem, was geschehen würde, von dem Lied, das die Amrai singen würden am nächsten Tag am Feste des Lichthochs und er tanzte im Traum das Lied der Amrai im Einklang mit den Seinen, mit den Tieren um ihn, mit den Vögeln über ihm und den Bäumen unter ihren Nestern, dem Gras unter seinen Füssen und dem Glucksen der Flüsse zwischen den Wiesen und als er das Lied tanzte, in Perfektion, wie es jeder Tänzer seit jeher versucht, da spürte er in seinem Traum die Kraft der Amrai, er fühlte die Kraft unter sich, um sich – in sich. Und alle, die mit ihm tanzten in seinem Traum, fühlten es auch und sie nahmen von der Kraft und gaben einander und gaben allen, die zusahen, auf dass sie auch tanzten und alle Fey’Amrai dieser Tage tanzten im Einklang und ihre Kraft teilte sich mit der der Amrai und allem, was in ihnen ist, jedem Grashalm und jeder Blume, jedem Tier und jedem Vogel. Und als der junge Tänzer diesen Traum träumte und die Kraft in seinem Schlaf erfuhr, da fuhr sie auch durch seinen Körper und er teilte seinen Traum mit dem Gras, auf dem er lag, und dem Baum, an dem er ruhte, und seine Kraft floss in die Rinde des einen Baumes und der Baum blühte und trug Früchte und sie reiften und fielen hinab und die Kerne wurden ergriffen vom Wind und davon getragen in alle Richtungen und das alles, während er im Traum tanzte. Und als im Traum alle Elfen im Einklang tanzten, da teilte auch der Baum seine Kraft mit dem jungen Tänzer und etwas von seinem Harz lief aus seinem Herzen über die Rinde in die Haare des Tänzers, der dort ruhte und dort blieb es, bis er aufwachte. Und als er aufwachte am nächsten Tag, da war er froh ob seines Traumes und er ging zurück zu den Seinen um ihnen zu erzählen, wie sie tanzen könnten an diesem Abend und als er zu ihnen kam, da erschraken sie – denn seine Haare, die golden gewesen waren wie die Morgensonne, waren schwarz… wie das Auge des Falken, schwarz wie die Krallen des Bären, ein Schwarz… ein Schwarz so rein wie das Licht der Sterne. Und er erzählte ihnen von dem Traum, von dem Baum, an dem er geruht hatte, und von allem, was sein könnte, und an jenem Abend tanzten sie…“
Viel Zeit ist seither vergangen und vielerlei Traditionen sind entstanden – der Tanz am Lichthochfest wird von keinem Kampftänzer ausgelassen, und die gefärbten Haare sind seitdem ein Zeichen für einen Kampftänzer, der das Lied der Amrai in seiner ganzen Reinheit gehört und getanzt hat.